Social Design Award 2022
Es ist nicht mehr viel Zeit und es gibt viel zu tun: Die durchschnittliche Temperatur der Erdatmosphäre steigt und steigt, und um die Aufheizung zu stoppen und eine weltweite Umweltkatastrophe zu verhindern, müssen alle mithelfen. Deshalb wurden beim Social Design Award, den SPIEGEL WISSEN in Kooperaton mit BAUHAUS zum neunten Mal ausgeschrieben hat, in diesem Jahr gemeinschaftliche Projekte und Aktionen gesucht, die sich für den Klimaschutz engagieren.
So lief der Wettbewerb ab
Aus den 170 nationalen und internationalen Einsendungen hatte die Jury zunächst eine Shortlist mit den zehn besten Ideen ermittelt und diese dann für das finale Publikums-Voting auf der Website des SPIEGEL präsentiert. Bis zum 10. Oktober hatten die Leser die Möglichkeit, dort ihre Stimme abzugeben. Neben dem Publikumspreis wurde ein Award von der Jury selbst vergeben. Eine weitere Idee wurde mit dem BAUHAUS Sonderpreis prämiert. Am Abend des 7. November fand in Hamburg die Prämierung der Siegerprojekte statt.
Die Gewinner 2022

Publikumspreis: 500 AKA - 500 Menschen aktiv für Klima- und Artenschutz
Das Zusammenspiel von Mensch und Natur thematisiert die Osnabrücker Initiative „500 AKA – 500 Menschen aktiv für Klima- und Artenschutz“ und gewann damit den Publikums-Preis des Social Design Awards 2022. Für dieses Projekt setzten in und um Osnabrück über 900 Freiwillige bereits mehr als 20.000 Bäume und Setzlinge, legten Trockensteinmauern und Totholzhecken an und schufen eine Streuobstwiese. Die betreuten Areale – insgesamt 23 Biotopflächen auf mehr als 72.000 Quadratmetern Fläche – sind teilweise für Jahrzehnte gepachtet. Verschiedene Sponsoren finanzieren das bereits mehrfach prämierte Projekt. Die Initiatoren möchten nicht nur einen direkten Beitrag zum Arten- und zum Klimaschutz leisten, sondern auch Menschen ermutigen, sich im Sinne einer nachhaltigen Zukunft zu engagieren. Der Publikumspreis ist mit 2.500 Euro dotiert.

Jury-Preis: Nürnberg-Fürther Stadtkanal
Wasserstraße statt Autobahnausbau – das ist das Ziel des Nürnberg-Fürther-Stadtkanalvereins, Gewinner des mit 2.500 Euro dotierten Jury-Preises. Um die Stadt grüner, lebenswerter und klimafreundlicher zu gestalten, setzt der Verein sich dafür ein, die Autobahn A73 nicht wie geplant in eine Autobahn auszubauen, sondern in eine Wasserstraße umzuwandeln. Nach den Plänen des Vereins soll ein zehn Kilometer langer und 1,50 Meter tiefer Kanal entstehen, mit Brücken und vier Freibädern. An den Grabungsarbeiten für den Nürnberg-Fürther Stadtkanal soll sich die gesamte Nachbarschaft beteiligen. Als Gegenleistung ließen sich die am Kanal angrenzenden Parzellen zum Gärtnern nutzen. Der Verein rechnet mit maximal einem Sechstel der Baukosten, die für den Ausbau der A73 entstünden. Eine elektrische Fähre brächte der Idee zufolge die früheren Autofahrer staufrei zur Arbeit. Parallel zum Kanal verliefe ein Fahrradweg, auf dem Pendler in die City radeln können. 40 Hektar Grün würden dort entstehen, wo heute nur Asphalt und Beton sind – für Frischluft, Abkühlung, Starkregen-Versickerung und Artenvielfalt.

BAUHAUS Sonderpreis: Bienenfassade "Unterschlupf²"
Gewinner des BAUHAUS Sonderpreises sind die Studierenden und Lehrenden der Peter Behrens School of Arts in Düsseldorf mit ihrer Bienenfassade „Unterschlupf²“. Hintergrund des Projekts: Mehr als die Hälfte der 561 Wildbienenarten in Deutschland ist vom Aussterben bedroht. Ursache dafür sind vor allem Nahrungsmangel und fehlende Nistplätze. Die Bienenfassade soll dem entgegenwirken: Sie besteht aus einer 5 Meter hohen und 2,45 Meter breiten, mehrfarbigen Holzwand. Darauf montiert sind mit Nistlöchern versehene Eichenbretter. Die Fassade bietet aber nicht nur Bienen einen Unterschlupf, sondern auch menschlichen Besuchern. Sie können auf einer in der Fassade integrierten Sitzbank Platz nehmen und dem fleißigen Treiben der Bienen zusehen. Das Projekt symbolisiert einen Ort der Harmonie zwischen Mensch und Natur. Die erste Bienenfassade dieser Art ist bereits installiert - und zwar am Dresdner GEH8 Kulturzentrum.
Die Jury
Der Jury des Social Design Award gehörten an:
Friedrich von Borries, Künstler und Professor für Designtheorie an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg
Jolanthe Kugler, Kuratorin des Vitra Design Museum in Weil am Rhein und Dozentin an der Fachhochschule Nordwestschweiz
Marcus Wegener, Geschäftsführer BAUHAUS Norddeutschland
Thorsten Dörting, Mitglied der Chefredaktion DER SPIEGEL
Marianne Wellershoff, Blattmacherin SPIEGEL Wissen