Paul Firbank hat das älteste Recycling-Gewerbe der Welt neu erfunden. Der Objektdesigner kreiert zeitlose Wohn-Accessoires aus Schrott und Recycling-Material.
"Beim Umrüsten meiner Motorräder habe ich entdeckt, dass ich gerne mit Metall arbeite und wie viel Spaß es macht, auf Märkten und Müllhalden nach Ersatzteilen zu suchen."
- Paul Firbank, Objektdesigner
Spielplatz eines Objektdesigners
Wer die Werkstatt von Objektdesigner Paul Firbank betritt, entdeckt dort vor allem eines: Schrott. Tausende recycelte Teile, die eine Geschichte und ein Vorleben haben.
Hier entsteht Kunst. Aus Altem wird neues Design. „Für mich ist das alles wie ein riesiger Lego-Baukasten. Aber ein geordnetes Chaos“, beschreibt Firbank die Szenerie. Wir haben den Künstler in England besucht.
Aus Leidenschaft zum Metall
Paul Firbank ist im Ost-Londoner Stadtteil Mile End aufgewachsen. Seine Biografie strotzt vor kontinuierlicher Neuerfindung. Eine akademische Ausbildung sucht man darin jedoch vergebens. „Ich habe im Laufe der Zeit ziemlich viel ausprobiert“, bestätigt er. Darunter Maschinenbau, Kurse im Schweißen und eine Schulung in der Kunst des Tätowierens.
Doch wie kommt man darauf, aus Schrott und altem Metall Kunst und Design zu erschaffen? Kronleuchter beispielsweise, Skulpturen oder Wanduhren.
Paul Firbanks Biografie liefert die Antwort: Die einzige Konstante darin ist die Liebe zu alten Motorrädern, die er permanent umrüstete. „Auf diese Weise habe ich entdeckt, dass ich gerne mit Metall arbeite und wie viel Spaß es macht, auf Märkten und Müllhalden nach Ersatzteilen zu suchen.“
Erster Erfolg mit Lampen aus Altmetall
2006 lernte Paul seine Frau kennen, Künstlerin Lizzie Gossling. Sie förderte sein Talent. Zusammen entwickelten sie die Idee, Lampen aus Altmetall zu entwerfen.
Auf dem London Design Festival 2011 stellte er erstmals Objekte aus. Mit großem Erfolg, der prompt zu neuer Kundschaft führte.
Ein Tisch aus Bremsscheiben und Nockenwelle
Nicht jedes seiner Werke sticht sofort ins Auge. Beim Rundgang durch die Räume entdeckt man neben Skulpturen aus Schrott erst auf den zweiten Blick zahlreiche Wohn-Accessoires, die aus Firbanks Sammelsurium entstanden sind: Aus einem Lycoming R-680-Neunzylinder-Sternmotor wurde ein Kronleuchter.
Feuermelder und Rennwagen-Komponenten wurden zu Hängelampen. Ein Beistelltisch mit Holzplatte hat ein Gestell aus Land-Rover-Bremsscheiben und Nockenwellen – die Kombination der Werkstoffe sorgt für ein einzigartiges Design.
Wanduhren entwickelte er aus Rumpf und Fensterrahmen eines stillgelegten Airbus. Es sind erstaunliche Unikate: zeitlose Klassiker mit robuster Ästhetik.
So kam es zum „Rag and Bone Man“
Und wie kam er zum Firmennamen „The Rag and Bone Man“? Im England des 16. Jahrhunderts wurden die Lumpensammler so genannt. „Sie zogen durch Straßen und Gassen, um Gerümpel aller Art einzusammeln“, erzählt Firbank.
Im 21. Jahrhundert sind Lumpensammler weitgehend von Flohmarkt-Händlern abgelöst. Doch der Schrotthandel floriert wie eh und je. „Er ist eine Antwort auf die wachsende Abfallkrise“, sagt der Künstler.
Darüber hinaus gehe es ihm aber auch darum, Geschichte, Handwerk und Technik zu bewahren und neu aufleben zu lassen. Die Schätze in seiner Werkstatt sind das beste Beispiel dafür.