Für ein waschechtes Abenteuer mitten in der Natur müssen Sie weder viel Geld haben noch weit reisen. Die besten Erlebnisse warten gleich vor Ihrer Haustür. Jana und Patrick Heck von ausgebuext.info verraten Ihnen ihre 7 besten Tipps für ein Mikroabenteuer.

„Ein Mikroabenteuer ist wie ein richtiges Abenteuer, nur besser: Es kostet fast nichts und Du kannst es jeden Tag erleben.“
- Jana und Patrick Heck, Blogger bei ausgebuext.info

Auf Bärlauch-Mission
Im Frühling zieht an vielen Orten ein unverkennbarer Geruch durch die Wälder.
Es ist Bärlauch-Zeit! Machen Sie sich für Ihr Mikroabenteuer auf die Suche nach einer nahe gelegenen Bärlauch-Fundstelle. Am ehesten finden Sie das leckere Kraut in schattigen, feuchten Wäldern entlang von Bächen und Flüssen. Längliche grüne Blätter, kleine, sternförmige Blüten und ein starker Knoblauchgeruch? Hier sind Sie genau richtig. Spätestens nach dem Zerreiben können Sie ihn durch seinen unverkennbaren Geruch nicht mehr mit den giftigen Maiglöckchen oder Herbstzeitlosen verwechseln.
Einmal entdeckt, kann das Sammeln losgehen. Ernten Sie aber nur so viel, wie Sie auch essen möchten. Mehr als die Menge eines kleinen Handstraußes ist ohnehin nicht erlaubt. Zum krönenden Abschluss bringen Sie Ihre Bärlauch-Mission mit einer richtigen Outdoor-Mahlzeit. Das können im einfachsten Fall verfeinerte Käsebrote sein. Wenn‘s ein wenig abenteuerlicher sein soll, dann packen Sie einen Gaskocher ein und verwandeln Sie Ihren frischen Funde in leckere Bärlauch-Spaghetti mit Chili und Öl. Gerade für Kinder ist es ein tolles Erlebnis, die Zutaten selbst zu sammeln und das Essen gleich im Wald zuzubereiten.
Um Standorte in Ihrer Gegend zu finden, könenn Sie übrigens auch die Karte von mundraub.org benutzen.

Den höchsten Gipfel der Stadt bezwingen
Den höchsten Gipfel Deutschlands kennen Sie bestimmt. Klar, es ist die Zugspitze mit ihren 2.962 Metern. Vielleicht kennen Sie auch den höchsten Gipfel Ihres Bundeslandes – aber wissen Sie auch, was die höchste Erhebung Ihrer Stadt ist? Ein spannendes Mikroabenteuer beginnt mit einer kleinen Recherche. Finden Sie heraus, wo Sie in Ihrem Wohnort am höchsten hinauskommen, und nehmen Sie die Besteigung in Angriff.
Suchen Sie im Internet einfach nach „höchste Erhebung in ...“ und schon erfahren Sie, wo Ihr Gipfelglück wartet. So stoßen Sie in Köln zum Beispiel auf den sagenumwobenen Monte Troodelöh, immerhin stolze 118 Meter hoch. Hier gibt es sogar ein Gipfelbuch, in das sich die abenteuerlustigen Bergsteiger eintragen können.
Auch wenn 118 Höhenmeter nicht wirklich als hochalpine Besteigung durchgehen – Sie werden schnell merken, dass jede Art von neuen und unbekannten Herausforderungen wahre Abenteuergefühle in Ihnen weckt.

Nächtlicher Konzertbesuch unter dem Sternenhimmel
Bei einer Nacht im Wald sind Sie ganz nah dran an der Natur: Der frische Wind weht Ihnen um die Nase, Sie spüren die Erde unter Ihnen und sind umgeben von den Geräuschen des Waldes. Eine ganz ursprüngliche Erfahrung, die Sie gleich bei sich um die Ecke erleben können. So nah – und doch fühlen Sie sich in kürzester Zeit meilenweit vom Alltag entfernt. Eine Nacht unter freiem Himmel lohnt sich: Frühmorgens werden Sie von einem atemberaubenden Vogelkonzert geweckt werden – der Eintritt ist frei!
Wenn Sie Ihr Lager aussuchen, achten Sie darauf, dass es nicht in einem Schutzgebiet liegt, denn dort ist das Übernachten explizit verboten. Außerhalb davon dürfen Sie sich dann einen Ort aussuchen, sofern Sie kein Zelt benutzen (mehr zu den rechtlichen Hintergründen im Kasten unten).
Legen Sie sich nicht in eine Senke oder vor einen Hochsitz und passen Sie auf, dass über Ihnen in den Baumkronen kein Totholz hängt, das herabfallen könnte. Ein ganz besonderes Erlebnis ist es, nur mit Isomatte und Schlafsack unter den Sternen zu liegen. Falls aber Regen vorhergesagt ist, schützt Sie ein zwischen den Bäumen gespanntes Tarp (Schutzplane).
Wie Sie Ihr Tarp am besten aufbauen, erfahren Sie hier.

Stockbrot vom Lagerfeuer
Die Flammen eines Lagerfeuers ziehen uns alle magisch an. Schon für unsere Vorfahren war es der Ort, an dem sie sich versammelten, den Tag ausklingen ließen und zusammen aßen. Dieses Gefühl steckt noch heute in uns, und es macht richtig viel Freude, es wieder zu entdecken. Weil jeder mit anpacken kann, ist es außerdem ein perfektes Mikroabenteuer für Kinder.
In ganz Deutschland gibt es öffentliche Feuerstellen in der Natur. Manche können Sie gleich nutzen, bei anderen müssen Sie sich vorher anmelden. Am besten spüren Sie sie per Internetsuche auf oder fragen direkt bei Ihrer Stadt nach. Auch auf manchen Trekkingplätzen gibt es ausgewiesene Feuerstellen.
Ihren Stockbrotteig können Sie wunderbar mit selbst gesuchten und gepflückten Wildkräutern wie Brennnessel, Giersch oder Löwenzahn verfeinern und ihm Ihre eigene Note geben. „Foraging“ nennt man die Nahrungssuche in der Natur auf Neudeutsch. Wenn die Brote nicht perfekt werden, keine Sorge: Egal ob halb verkohlt oder noch ganz teigig – Stockbrot vom Lagerfeuer schmeckt immer vorzüglich!

Eine Höhle aufspüren
Höhlen sind nicht nur mystische Orte, an denen sich manchmal sogar Spuren aus der Steinzeit finden lassen – sie sind auch immer angenehm kühl und ein willkommener Zufluchtsort, wenn es draußen zu heiß ist. Machen Sie sich für dieses Mikroabenteuer auf die Suche nach einer Höhle in Ihrer Nähe.
Ende März endet die gesetzliche Schutzzeit für Höhlen, in denen Fledermäuse wohnen. Das heißt, Sie können die meisten jetzt wieder frei besuchen. Auch für Kinder ist solch eine Expedition eine riesige Freude. Bei größeren Höhlen lohnt es sich, eine Taschenlampe einzupacken, um das Innere bewundern zu können.
Übrigens kommt eine Höhle selten alleine. Es lohnt sich also, die Umgebung genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit ein bisschen Glück finden Sie so Ihren ganz eigenen Unterschlupf im Gestein.

Der Würfel-Kompass
Wir sind Gewohnheitsmenschen. Deshalb neigen wir auch dazu, immer wieder die gleichen Wege zu gehen. Was aber, wenn Sie einfach mal die Führung abgeben und stattdessen den Zufall entscheiden lassen? Packen Sie sich dazu einen Würfel ein, legen fest, welche Zahlen für welche Richtung stehen und „befragen“ ihn an jeder Kreuzung.
Dieses Mikroabenteuer wird Sie nach einiger Zeit an Orte führen, die Ihnen völlig unbekannt sind. Falls Sie nicht gerade an einer Autobahnauffahrt oder in einem Industriegebiet landen: Lassen Sie sich darauf ein, wo Sie hingeführt werden, und öffnen Sie Ihre Augen für das Besondere und Neue. Achten Sie nur darauf, dass Sie auch wieder nach Hause finden. Nehmen Sie hierzu aus Sicherheitsgründen am besten ein Smartphone mit.
Der Würfel-Kompass ist nicht nur eine tolle Möglichkeit, Neues zu entdecken, er befreit Sie auch davon, Entscheidungen treffen zu müssen. Die schönsten Erinnerungen entstehen bekanntlich dann, wenn wir es gar nicht erwarten. Frei nach dem Motto: „Umwege erhöhen die Ortskenntnis“.

Bach-Canyoning
Beim Canyoning denken Sie wahrscheinlich an Menschen in Neoprenanzügen, die sich eine Gebirgsklamm hinabarbeiten. Von wegen! Auch nördlich der Hochgebirge können Sie jede Menge Spaß beim selbst gemachten Mini-Canyoning bei Ihnen um die Ecke haben.
Suchen Sie sich dazu einen kleinen Bach in Ihrer Nähe, der möglichst naturbelassen ist. Fangen Sie am oberen Lauf an und bach-wandern Sie in Fließrichtung durchs Wasser. Das ist manchmal gar nicht so einfach. Hin und wieder müssen Sie über umgefallene Baumstämme oder um kleine Wasserfälle herum klettern. Nehmen Sie sich Zeit, lassen Sie sich auf den Bachlauf ein und finden Ihren Weg durch das Wasser.
Um das Ganze noch etwas spannender zu machen, ziehen Sie Ihre Schuhe aus und bewegen Sie sich barfuß. Das eiskalte Wasser und die verschiedenen Untergründe sind sehr intensive Erlebnisse und dabei auch noch gesund: Sie kräftigen Ihre Fußmuskulatur und fördern die gesamte Durchblutung.

Regeln zum Draußen-Schlafen
In Deutschland ist es verboten, mit einem Zelt im Wald zu übernachten. Anders ist die Lage beim Schlafen unter freiem Himmel, auch Biwakieren oder Lagern genannt. Das ist nach dem Gesetz zwar nicht explizit gestattet, aber eben auch nicht verboten. Das gilt auch, wenn Sie ein Tarp (Schutzplane) benutzen.
Wichtig ist allerdings, Schutzgebiete zu respektieren, denn hier gibt es auch explizite Verbote für das Biwakieren. Eine Ausnahme gibt es außerdem in den Bundesländern Hessen und Schleswig-Holstein: Dort dürfen Sie nachts die Wege nicht verlassen. Und in Berlin dürfen Sie sich unter den Himmel legen, aber kein Tarp benutzen.
Darüber hinaus gilt: Genießen Sie es, in der Natur zu sein, und gehen Sie dabei liebevoll und verantwortungsbewusst mit ihr um. Lassen Sie keinen Müll zurück und respektieren die Nachtruhe.